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Das goldene Gewebe der Liebe...

Das goldene Gewebe der Liebe...

Von

Mieke Mosmuller

17-06-2015 11 Kommentare Print!
Der soziale Optimismus hat natürlich Grenzen. In den Freunden, im Mitmenschen muss es schon eine ebensolche gute Intention geben, man kann nicht einerseits bloß Freunde sein. Dennoch ist die Kraft, sich vorzunehmen, immer wieder von neuem zu beginnen, eine eigenständige Aktivität, die sich nicht allein auf die eigene Seite der Begegnung beschränkt. Die Kraft breitet sich außerhalb von einem aus, und es können wahre Wunder geschehen, wenn ich das Ich im Anderen sehe und mich zum Anderen als Ich gegenüber Ich, als Ich zu Ich verhalte. In einer solchen Beziehung gibt es keine Urteile, die aus einer Vergangenheit kommen, weil das Ich stets von neuem frisch ist und einem Ich gegenübertritt, das ebenso frisch ist, auch wenn man sich schon seit Jahren und Jahre hindurch kennt.

Es gibt eine großartige Legende, erzählt von Selma Lagerlöf in dem Buch ‚Christuslegenden’, Die Kerzenflamme. Francesca heiratet in Florenz im Mittelalter ihren Geliebten Rainiero di Rainieri, sie lieben einander sehr. Es ist die Zeit der Kreuzzüge. Aber Rainiero ist ein Prahlhans, und er denkt nicht viel nach über die moralischen Aspekte seiner Taten. Dadurch tut er seiner Geliebten wieder und wieder Leid an. Am Anfang vergibt sie ihm, denn sie liebt ihn so sehr. Dann aber bekommt sie Imaginationen von ihrer Liebe, die sie als ein goldenes strahlendes Gewebe schaut, und sie sieht, dass dieses nicht unendlich ist. Jedesmal, wenn Rainiero ihre Gefühle verletzt, ist ein kleines Stückchen Stoff verschwunden, das Gewebe wird kleiner und kleiner. Sie bekommt Angst, dass ihre Liebe völlig verschwinden wird, und sie verlässt Rainiero, damit das nicht geschieht. Sie kehrt zu ihrem Vater zurück.


Rainiero kann es nicht glauben, er ist schließlich so großartig. Aber sie kommt nicht zurück. Er beginnt, noch viel mehr zu prahlen, und von jeder seiner mutigen Taten schickt er die Beweise zu Francesca. Schließlich geht er mit auf Kreuzzug, und mit Gottfried von Bouillon erobert er Jerusalem. Bei den darauf folgenden Gelagen stößt ein Narr zu der Gesellschaft, der eine Geschichte über den heiligen Petrus und den Herrn zu erzählen beginnt, die die Situation auf Erden betrachten. In der Geschichte fällt die Aufmerksamkeit auf Raniero di Rainieri, und er wird herausgefordert, einen unmöglichen Auftrag auszuführen: eine Kerzenflamme von Jerusalem bis zur Kathedrale von Florenz brennend zu halten. Dies gelingt ihm, nach vielen Überwindungen seiner selbst, und er verändert sich völlig. Er erreicht Florenz am Osterabend, und er findet dort seine Francesca wieder.

Als unsere Kinder klein waren, lasen wir solche Geschichten vor, wodurch ich auch diese kennenlernte. Die Legende der heiligen Kerzenflamme machte einen tiefen Eindruck auf mich. Es ist ein Bild für die tiefste Sehnsucht: dass Menschen, die einander lieben, immer wieder zueinander zurückkehren, was auch geschehen ist. Dass dies nicht eine Reise ohne Mühe, Opfer und Herausforderungen ist, ist natürlich deutlich. Dass es in unserem Leben auf Erden auch nicht immer gelingt, ist ebenfalls deutlich. Doch dann wird es in der geistigen Welt gelingen, wo alle Schicksalsprobleme eine andere Form annehmen.
Doch lasst uns hier auf Erden in diesem Sinne sterben, bevor wir sterben: Wer nicht stirbt, bevor er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt... (Goethe).

Die ganze Geschichte ist zu lesen unter: http://gutenberg.spiegel.de/buch/christuslegenden-114/11
 
Das goldene Gewebe der Liebe...
Taufbecken der alten Kathedrale in Florenz, Santa Reparata, aus der Zeit der Legende.Das goldene Gewebe der Liebe... Von Mieke Mosmuller

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Kommentare
  • Von Bert Verschoor @
    Wij hebben in de Lijdensweek dit verhaal een keer verteld in Dordt op de Vrijeschool. Elke morgen eerst dit verhaal en dan naar de klas... Ook heerlijk om te doen.
    • Von Mieke Mosmuller @
      Ja, dat moet voor kinderen geweldig zijn, voor het hele leven...
  • Von Jikaidevi @
    Dank je wel, kan ik deze dagen goed gebruiken!
  • Von @
    Hartelijk dank om ons elke week zo rijkelijk te bedelen uit de bronnen van jouw wijsheid. Maar ook heel erg bedankt voor je laatste boek, "het levende denken". het doet een snaar bij mij trillen die mij hoop geeft op een nieuw lied.
  • Von Annette van der Meer @
    Dank je wel Mieke. Een mooi en bemoedigend verhaal. Het sterkt de moed die optimisme met zich meebrengt. Het optimisme dat je elkaar zult weder ontmoeten: “mensen die elkaar liefhebben zullen altijd weer bij elkaar terugkomen, wat er ook gebeurd is.” De liefde overstijgt de dood. De kracht om keer op keer in de ontmoeting te oefenen met ‘luisteren, aanwezig zijn, zonder oordeel.’ Met vriendelijke groet, Annette
  • Von Jos Van Aerschot @
    Soms komt er na verloop van tijd, na het lezen van je beschouwingen Mieke, wat aanwaaien.
    Nu was het J. 15,12-17, waar het gaat over een nieuw gebod.. , sterven..., vrienden..., blijvende vruchten...
    • Von Mieke Mosmuller @
      Dat is altijd weer ontroerend, Jos, wat er bij jou komt 'aanwaaien'! Het is tenslotte ook in jouw leven diep ingeweven...
  • Von Kees Weurman @
    Iedere week ben ik blij dat de Blog er weer is, als een klein kind soms voel ik me die wacht op zijn Donald Duckje die weer op de deurmat valt.De Blochs en de weekspreuken lijken op elkaar afgestemd , en vaak is Florence in woord en beeld voorbijgekomen. Dat raakt me zeer, ik was vorig jaar een week in Florence , vlakbij de Kerk waar Fra Angelico zijn schilderingen heeft gemaakt (San Marco) Ik heb veel met eigen ogen mogen aanschouwen. Florence is de stad met als thema de Annunciatie...Ik ben dankbaar voor de mooie Blogs! Ik heb nog een korte vraag\over weekspreuk: In dir, dich fühlend zu durchleben. Heeft dat In dir, betrekking op de schoonheid van de wereld buiten mij, die ik voelend doorleef, of wijst het in dir dich f:uhlend zu durchleben op mijn hogere ik in mijn alledaagse ik (in mijzelf nu dus)?
    • Von Mieke Mosmuller @
      In mijn leven ben ik slechts één dag in Florence geweest, die we vooral in het klooster San Marco hebben doorgebracht. Die dag werkt nog steeds na, alsof het een week, een maand, of nog langer was....

      Wanneer het denken, voelen en willen geheel opgegaan zijn in de kosmos en de mens zichzelf verliest, komt daar ver buiten toch een zelfgevoel, als een zich vinden in het wereld-Ik. Een vermoedend voelen van het ware Ik in het wereld-Ik, dat door het verliezen van het gewone zelfgevoel heen gaat.
  • Von @
    Ich - Werden


    Ich hör Dich,
    der Du mir den Schleier
    vor meinen Augen zu heben suchst,
    Ich höre Dich.

    Ich höre Dich,
    wie Du mir die Augen
    öffnen möchtest,
    mich unscheinbar leise ermahnst
    den Blick nach innen zu wenden,
    auf das, was in mir wachsen will,
    damit ich ganz Ich werde.

    Ich höre Dich,
    höre in Deinen Worten M - ICH,
    und nehme aus DEINEN Händen
    mich bei der Hand,
    um mit Dir gemeinsam -
    vereint, wir DREI
    durch das Tor zu treten,
    in eine neue Wirklichkeit.

    Ich neige mich in Dankbarkeit Dir zu,
    dass ich durch Dein WORTEN
    werden konnte ICH!

    © baH, 21.06.2015
    eine Resonanz auf das Gedicht von Ursa Angst
    http://grenzenloswortlos.blogspot.ch/2015/06/nicht-ohne-rilke.html

    • Von Mieke Mosmuller @
      Vielen Dank...